#Storytellity
- Was ist #Storytellity?
- Was sind die 25 Signalsätze zum Start einer Geschichte?
- Was verliert der Erzähler, wenn der Held keinen Mentor hat?
- Bei welcher Ausnahme darf der Held sein eigener Mentor sein?
- Wie viele Erzählertypen katastrophal schlechter Geschichten kennen Sie?
- Wie machen Sie aus jeder Geschichte eine emotionale Achterbahn?
- Warum sollten Geschichten eine Krise haben?
- Was macht eine Krise zur Krise?
- Durch welche zwei Zutaten wird eine Krise in einer Geschichte erst möglich?
- Was kann man von Kurt Vonnegut über Inszenierung lernen?
11 Was verbindet Aschenputtel und das Neue Testament?
Beide Geschichten – Aschenputtel und das Neue Testament – folgen der gleichen Dramaturgie:
Aschenputtel fängt am tiefstmöglichen Punkt eines unglücklichen Schicksals an. Sie hat ihre Mutter verloren. Der Vater hat gleich wieder geheiratet. Aber die Stiefmutter bevorzugt ihre leiblichen Töchter. Aschenputtel wird wie eine Dienstbotin behandelt.
Jesus wird in einem Stall geboren. Herodes Häscher sind auf der Suche nach ihm, um ihn zu töten. Das klingt eher wie eine Flüchtlingsbiographie als die Geburt des Messias.
Die Situation verändert sich für die junge Frau erst, als mit Ausnahme von Aschenputtel alle zu einem großen Fest im Palast gehen. Die arme Schönheit muss zu Hause bleiben. Sie hätte auch nichts zum Anziehen. Doch da hilft ihr eine gute Fee. Sie bekommt die schönste Kleidung und sogar gläserne Schuhe. Eine Kutsche bringt sie zum Ball.
Dort verzaubert sie den jungen Prinzen, der sich auf dem Ball seine Braut auswählen soll. Sie tanzen bis Schlag Mitternacht. Liebe liegt in der Luft. Aber die Zauber der Fee verlieren mit dem Tageswechsel ihre Wirkung und Aschenputtel droht das Missgeschick, in ihren Alltagslumpen vor dem Prinzen stehen. Sie flieht deshalb vom Fest.
Zurück bleibt lediglich einer ihrer gläsernen Schuhe. So weit Aschenputtels Aufstieg und erneuter Fall in die Hoffnungslosigkeit.
Jesus wächst in einfachsten Verhältnissen auf. Aber er etabliert sich als Prediger und bald als Messias. Sein persönlicher Höhepunkt ist die Bergpredigt. Er vollbringt Wunder. Herodes hört von ihm und überzeugt Pontius Pilates, ihn festzusetzen. Judas Ischariot verkauft seinen Meister für dreißig Silberlinge. Jesus wird zum Zeitpunkt seiner größten Popularität gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Er ist jetzt schlimmer dran als zum Zeitpunkt seiner Geburt.
Für Aschenputtel ist es ähnlich. Sie weiß jetzt, was sein könnte und muss trotzdem wieder den Fußabtreter für ihre Stiefschwestern geben.
Doch in der Zwischenzeit ist der Prinz mit dem gläsernen Schuh auf der Suche nach seiner Besitzerin. Als er sie schließlich findet, wird alles gut und Aschenputtel entkommt ihren bisherigem Leben in ein märchenhaftes Glück.
Jesus stirbt zwar, aber das bedeutet das Ende seiner Leiden. Er darf wiederauferstehen und in den Himmel zurückkehren.
Die Dramaturgie der beiden Geschichten ist deckungsgleich. Wobei die Jesusgeschichte düstere Tiefen durchläuft, als das kindgerechte Märchen.
Die Rede des Worldchampion of Public Speaking von 2014, Dananjaya Hettiarachchi „I see something …“ verwendet genau die gleiche Dramaturgie:
Was sagt und das? Die Dramaturgie mit zwei Tiefpunkten kann hilfreich sein. Zur Begründung einer Weltreligion oder um ein Märchen wirklich spannend zu erzählen.