Dieser Beitrag ist Teil 8 von 30 der Serie #Storytellity

8 Was macht eine Krise zur Krise?

Jason und das goldene Vlies

Wie definiert sich die Krise einer Geschichte? Und wie erzählen wir sie am besten? Das erfahren Sie in diesem Kurzbeitrag.

Der Held erlebt in der Krise den absoluten Kontrollverlust. Nichts was er denkt, fühlt oder tut, kann seinen Absturz verhindern. Er ist hilflos. Eine Krise wird also durch den Kontrollverlust definiert.

Den Kontrollverlust stellen wir am besten aus der Erfahrungsperspektive des Helden dar. Das heißt, wir fahren in die Szene hinein, vermitteln, was und wie er (sich) fühlt. Die Kontextperspektive stellt dagegen sachlich dar, was abläuft.

Kontextperspektive: »Er eilte durch den Flughafen und erreichte die Maschine kurz bevor das Gate geschlossen wurde.«

Der gleiche Sachverhalt in der Erfahrungsperspektive: »Ein Blick auf die Uhr und die Angst kroch in seinen Magen. Kalt und heiß zugleich. Noch 3 Minuten und der Flieger mit seinem Chef wäre weg. Ohne die Unterlagen in seiner Tasche, könnte er nicht … Nein! Daran wollte er gar nicht denken. Er rannte, wie schon seit seiner Schulzeit nicht mehr. Die Lunge brannte, sein Hemd war durchgeschwitzt und zu allem Überfluss schubberte es an der rechten Achselhöhle auf der schon ganz wunden Haut. Noch zwei Minuten! Eine Truppe weißhaariger Damen, die alle Zeit der Welt hatten, lief ihm in den Weg. Er war so panisch, dass er eine wehrlose Alte fast umstieß. Das schlechte Gewissen hatte keine Chance, denn er konnte das Gate sehen. Noch eine Minute! Dort waren die Damen der Airline schon dabei, alles zu schließen. „Hey! Hier bin ich!“ Ein gezwungenes Lächeln und ein Törchen wurde ihm aufgehalten. Er hatte es geschafft! Dumm nur, dass es das falsche Gate war und der falsche Flieger …

Die beiden Perspektiven unterscheiden sich logischerweise im Zeitaufwand. Gleichzeitig wird klar, wie intensiv die Krise aus der Erfahrungsperspektive geschildert werden kann.

Zusammenfassend: Der Kontrollverlust des Helden definiert die Krise. Am besten erzählen wir sie aus der Erfahrungsperspektive.

Geschichtenerzählen war ganz sicher keine meiner Stärken. Ich musste mir alles erarbeiten, unzählige Bücher lesen und natürlich auch scheitern. Irgendwann wusste ich allerdings so viel darüber, dass ich anderen noch etwas beibringen konnte und sogar meine eigene Methode entwickelt habe. Die Story Matrix ist einfach. Sie erspart den peinlichen Moment, wenn Du merkst, dass Deine Zuschauer nichts mit Deiner Geschichte anfangen können. Peinlich deshalb, weil Du ja zu Ende erzählen musst.

Die Story Matrix funktioniert für jeden. Deshalb habe ich ein Buch über die Methode geschrieben.

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