4 Bei welcher Ausnahme darf der Held sein eigener Mentor sein?
Ein Held am Abgrund braucht einen Mentor. So wahrt der Erzähler seine Neutralität, obwohl der Mentor eigentlich sein Alter Ego ist.
Gibt es Ausnahmen? Ja. Allerdings darf die Grundannahme nicht verletzt sein: Der Held ist an seinem Tiefpunkt ratlos. Er hat die Kontrolle über die Situation verloren. Nachdenken allein bringt nichts, da seine Gedanken sich um seinen Absturz und die Verzweiflung daraus drehen.
Er kann sich aber an sein früheres Ich erinnern. Vielleicht gab er anderen gerne „gute“ Ratschläge? Anderen mögen sie nicht geholfen haben, aber vielleicht beinhalten sie eine Weisheit, die nur ihm selbst etwas sagt? Vielleicht liest er einen Tagebucheintrag von besseren Tagen, in dem er sich vornimmt, XYZ zu beherzigen? Oder er führt einen inneren Dialog mit seinem Vergangenheits-Ich und/oder seinem Zukunfts-Ich. Was werden die ihm wohl raten?
Die Idee ist hier, dass der Held im Hier und Jetzt zwar die Kontrolle verloren hat. Aber das muss nicht für andere Versionen seines Ichs gelten.
Wenn der Erzähler seine Geschichte so inszenieren möchte, kann er ausnahmsweise den Helden in einer anderen Version von sich in die Rolle des Mentors schlüpfen lassen.
Das mag nach Schlupfloch oder Hintertürchen klingen. Aber bei jeder Methode geht in erster Linie um das Verständnis für das Warum. Wer das verstanden hat, braucht die Methode und ihre Regeln nicht mehr.
Das Hintergrundbild der heutigen Geschichte bildet „Der weiße Hai“ ab. Die enorme Rückenflosse signalisiert die Gefahr. Das gesunkene Schiff „Lola“ ist der Beweis. Das Schiff im Schlaglicht hat seine Geschichte noch vor sich.
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