King Kong und einige Nichtsahnende
Was braucht eine Geschichte, damit sie vor Publikum funktioniert? Dieser Kurzbeitrag fasst diese nicht ganz einfache Frage in wenigen Punkten zusammen. Mit Checkliste!
Jede Geschichte braucht einen Helden, seine Wandlung, eine Dramaturgie und eine Botschaft.
Der Held darf anstelle der Zuschauer die Erfahrung der Geschichte durchmachen. Deshalb ist es praktisch, wenn sich möglichst alle mit ihm identifizieren können.
Wie bei allem gibt es auch eine Ausnahme. Ist der Held unfassbar unsympathisch, funktioniert die Geschichte auch. Denn dann gönnen wir ihm jedes Unglück, das ihn ereilen wird. Möglicherweise hoffen wir sogar darauf. Der Erzähler muss dann allerdings besonders gut arbeiten. Denn bevor es wieder aufwärts gehen kann, muss jeder im Saal sehen können, dass der Held aus seinen Fehlern lernt und nicht mehr dieselbe Person ist. In der Bibel haben wir eine solche Wandlung bei Saulus, der danach sogar anders heißt. Damit es auch jeder verstanden hat, nennt er sich hernach Paulus.
Auch der normale Feld-Wald- und Wiesenheld muss über die Geschichte eine Wandlung durchmachen. Ansonsten war die Geschichte im Nachhinein überflüssig. Allerdings muss der Erzähler bei ihm nur halb so hart arbeiten, weil er dem Publikum über die ganze Geschichte bereits sympathisch ist.
Die Dramaturgie liefert den Grund dafür, dass der Held eine Wandlung durchmachen kann. Wie sollte sich ein Mensch ändern, wenn es keine Höhen und Tiefen in seinem Leben gäbe? Um das Gleiche in einer einzelnen Geschichte zu erreichen, müssen wir dazu besondere Umstände schaffen.
Wandelt sich der Held an seiner Stelle, würde das Publikum gerne erfahren, was es daraus lernen kann. Entweder erklärt die Geschichte das selbst oder der Erzähler sieht sich als Dienstleister und vermittelt sie in einem abschließenden „Serviceteil“.
Voilà, jede Geschichte hat einen Helden, seine Wandlung, eine Dramaturgie und eine Botschaft.
Möglicherweise fragen Sie sich jetzt, warum ich nicht über den zentralen Konflikt schreibe. Schließlich macht das sonst jeder, der sich mit Storytelling befasst. Konflikte sind für mich Teil der Dramaturgie.
Meiner Erfahrung nach, stellen viele Erzähler den Konflikt in den Mittelpunkt, ohne sich ernsthaft Gedanken darüber zu machen, wie er entsteht und wie er gelöst werden kann. Nach dem Motto: „Ich weiß, ich brauche einen Konflikt, also lass ich meinen Helden einen haben.“
So werden zwar mehr unlogische Geschichten erzählt, aber besser sind sie deshalb leider nicht. Daher: Schauen Sie sich Dramaturgien, wie „Boy meets Girl„, „Man in the Hole“ und „Cinderella“ an und die Konflikte laufen bedeutend natürlicher und nachvollziehbarer ab, als wenn Sie sie aus dem Ärmel schütteln.
Checkliste Hat Ihre Geschichte alles?