Bei Toastmasters entstehen Originale
»Willst Du Dich der größten Rednerorganisation der Welt anschließen? « Als sich mir diese Frage stellte, war ich schon einige Jahre als Redner unterwegs. Was sollte ich da noch groß lernen? Toastmasters richtet sich doch in erster Linie an Menschen, die das Reden vor Publikum erst noch für sich entdecken.
Ich irrte mich. Die Treffen folgen einer klaren Agenda, die auf zwei Dinge ausgerichtet ist: Reden und Feedback. Das bringt professionelle Redner genauso voran, wie Einsteiger.
Die Freiheit, nicht zu gefallen
Das Feedback ist Teil der offiziellen Agenda. Freundliche Toastmaster-Kollegen halten zu jeder Deiner Reden eine Feedback-Rede. Das ist spannend! Denn wenn jemand ein paar Minuten über Deine Rede spricht, geht das weit über ein oberflächliches „Gut Gemacht“ heraus. Er muss seine Gedanken offenlegen. Sonst hätte er nichts zu sagen. Das ist peinlich. Deshalb passiert es auch nicht.
Während meiner 2 Jahre Toastmasters habe ich in meinem Club über 30 unterschiedliche Reden gehalten. Dabei habe ich genauso viele unterschiedliche Standpunkte gehört, was an meinen Reden gut oder schlecht ist. Inzwischen weiß ich nicht nur intellektuell, dass ich nicht alle Zuhörer glücklich machen kann. Es ist eine echte Erfahrung. Das macht frei.
Der Turbo zur Rednerentwicklung
Redner werden besser durchs Reden. Das ist nichts Neues. Allerdings ist das ein langsamer Prozess. Der eigentliche Turbo steckt im Feedback Geben. Ich habe nicht gezählt, wie viele Feedback-Reden ich inzwischen gehalten habe. Es müssen um die 50 gewesen sein. Es gibt eine Schlüsselfrage, die mich als Redner schneller voran gebracht hat als alle meinen Reden zuvor: „Was kann der Redner besser machen?“
Auf diese Frage gibt es nicht nur eine Antwort. Es gibt zahllose. Feedback entlarvt Dich. Denn es sagt alles über den Feedbackgeber aus und nur wenig über den Feedbacknehmer.
Jedes Feedback ist auch ein Hinweis für Dich selbst, woran Du noch arbeiten könntest.
Implizit gibst Du Dir damit selbst ein Versprechen. Hast Du Dich zum Beispiel hingestellt und dem Kollegen erklärt, wie er seine Rede für das Publikum relevanter machen kann, stehst Du im Wort. Du musst es zukünftig auch besser machen. Denn sonst bist Du unglaubwürdig.
Mit jedem Feedback wird Dein Blick geschärft, worauf es ankommt. Du setzt Dir neue Standards, die direkt in die Entwicklung Deiner Reden einfließen.
Das Reden Schreiben ist dank Toastmasters heute eine meine Stärken. Im gleichen Maß hat sich mein Selbstverständnis auf der Bühne verändert. Ich nehme mich heute nicht mehr so wichtig. Dem Publikum gefällt das.
Das Feedback, das ich anderen gebe, hat also eine nachhaltige Wirkung auf mich selbst. Ich weiß nicht, ob der Gründer der Toastmaster-Idee, Ralph C. Smedley genau das beabsichtigt hat. Ich jedenfalls hätte niemals damit gerechnet.
So entstehen Originale
Diese Form der Rednerentwicklung unterscheidet sich deutlich von den zahlreichen Rednerentwicklungs-Programmen, die heute für viel Geld angeboten werden. Weil wir uns mit Hilfe unsere Feedbacks in genau die Richtung entwickeln, die wir selbst wollen, entstehen echte Rednerpersönlichkeiten. Du misst Dich nicht an dem Vorbild eines oder mehrerer Erfolgsredner. Stattdessen setzt Du für Dich neue Standards.
Einen Hermann Scherer, einen Martin Limbeck oder einen Hans-Uwe L. Köhler gibt es schon. Wenn der Markt für Redner etwas will, dann sind es echte Originale und keine noch so gut gemachten Kopien.
Der Autor ist derzeit Vize Präsident Weiterbildung beim Rhetorik-Club Frankfurt. Weitere Infos: Toastmasters International oder Toastmasters District 95
oder wer ihn persönlich treffen möchte: Rhetorik-Club Frankfurt
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