Hast Du schon einmal ein Geschenk bekommen, das in recyceltes Geschenkpapier eingewickelt war?
Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Obwohl ich schon hin und wieder erlebe, wie Freunde und Bekannte meine Mitbringsel ganz vorsichtig auspacken, um das “schöne Papier” nicht zu beschädigen.
Würde ich es aber merken, dann hätte ich vermutlich ein seltsames Gefühl. Bin ich es dem anderen nicht wert, ein unbenutztes Geschenkpapier zu verwenden? Bin ich ein Bekannter zweiter Klasse für ihn? Oder geht es ihm so schlecht, dass er sich kein Geschenkpapier leisten kann? Soll ich das Geschenk überhaupt annehmen?
So ähnlich ergeht es mir, wenn ich dem einen oder anderen Redner zuhöre. Manche Geschichten und Beispiele werden immer wieder neu aufgewärmt. Als vor rund zwei Jahren Matthias Garten das erste Mal in seinem Vortrag vom “betreuten Lesen” sprach, habe ich Tränen gelacht. Er bezeichnete damit Reden mit sehr textlastigen Folien. Letzte Woche auf der Präsentationskonferenz hat Nils Bäumer den gleichen Satz benutzt, genauso wie natürlich Matthias Garten.
Das ist unangenehm. Mindestens einer hat sein Geschenkpapier recycelt. Letzten Donnerstag erzählt mit eine Toastmasterkollegin von einer Rednerin, die auf dem Marketingsymposium in Mainz sprach. Das Symposium fand parallel zur Präsentationskonferenz in Mainz statt. Meine Kollegin erzählte mir davon, dass sie herzhaft darüber lachen musste, als die patente Unternehmerin, deren Namen sie bezeichnenderweise nicht mehr wusste, vom “betreuten Lesen” in Powerpoint-Präsentationen gesprochen hatte.
Nichts ist so stark, wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist, soll Victor Hugo einmal gesagt haben. Bei witzigen Redewendungen scheint das Gegenteil zuzutreffen.
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