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Das große Finale

Symmetischer RednerAm Ende unserer Rede entscheidet sich, ob wir unseren Zuhörern im Gedächtnis bleiben oder nicht. Es entscheidet sich, wie sehr sich unser persönlicher Einsatz gelohnt hat.

Stell Dir vor, der Referent brennt über eine ganze Stunde lang ein Feuerwerk an interessanten Erkenntnissen, Aha-Momenten und purer Motivation ab und endet dann mit »Das war es! Wenn Sie fragen haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung!«

Was für ein Tiefpunkt! So darf keine Rede enden.

Das wäre in etwa so, wie wenn die Alliierten am D-Day unter größten Verlusten in der Normandie gelandet wären, um Tags darauf wieder nach England zurückzufahren.

Ein Finale Interruptus lässt den Zuschauer enttäuscht zurück. Als würde ein Film kurz vor dem Happy End einfach abreißen. Wenn wir eine Stunde lang begeistert zugehört haben, erwarten wir zum Abschluss einen weiteren Höhepunkt.

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Der Redner ist halb leer

Redner KJLJeder kennt das. Du sitzt mit einem interessanten Menschen stundenlang im gleichen Zug. Du hörst zu und Du erzählst einiges. Am Ende bist Du müde und brauchst eigentlich etwas Zeit für Dich. Da ist es nicht ideal, wenn Du vor 200 Leuten auftreten willst.

In den vergangenen Wochen war ich bei drei Veranstaltungen Moderator für die Sternstunde für Mitarbeiter, die firmeninterne Varianten der Sternstunde für Unternehmer.

Hamburg

Erster Auftritt in Hamburg. Auf dem Weg dorthin saß ich mit meinen Referenten im Zug und habe mich gut unterhalten. In Hamburg angekommen, hatte ich praktisch kein Mitteilungsbedürfnis mehr. Ich war kommunikativ ausgewrungen. Normalerweise genieße ich die kreativen Einfälle während der Moderation. Ich improvisiere gerne! Diesmal fiel mir beim besten Willen nichts ein. Ich erzählte bis auf wenige Ausnahmen das, was ich vorbereitet hatte.

Weil er es von mir noch nicht besser kannte, war der Kunde sehr zufrieden. Aber ich war es nicht.

Stuttgart

Am nächsten Tag hatten wir die gleiche Veranstaltung in Stuttgart. Die Fahrzeit ist viel kürzer und daher gab es auch weniger Gespräche. Meine Moderation war um einiges freier, Die Muse setzte zu ein paar kurzen aber wirkungsvollen Ausflügen an, um mir ihren Kuss aufzudrücken.

Kommentar des Kunden: Die Veranstaltung war noch besser als in Hamburg. Ich war immer noch nicht zufrieden.

Frankfurt

Einige Tage später traten wir in Frankfurt auf. Keine Zugfahrt, keine Gespräche. Mein Mitteilungsbedürfnis war kaum zu beherrschen und ganz nebenbei sicherte ich mir ein Handmikro, das für Moderation besser geeignet ist als die üblichen Krawattenmikrofone. Mit dem Mikro in der Hand lässt sich besser »spielen«. Tipp: Unbedingt ausprobieren! Spaßgarantie!

Ich war wie ausgewechselt! Ich flirtete mit dem Publikum, ich flüsterte ihm Geheimnisse zu und ich erzählte Geschichten, die mir aus dem Nichts zuflogen.

Meine Referenten waren zeitgleich auch besser. Daher war unser Kunde richtig begeistert und zur Abwechslung war ich mit mir selbst sehr zufrieden.

Das ist besser

Ja, es ist unhöflich. Aber meine Zeit und Aufmerksamkeit gehören dem Publikum, das auf mich wartet. Daher werde ich mir zukünftig bei der Hinfahrt einen Kopfhörer aufziehen und die spannenden Gespräche nach getaner Arbeit auf der Rückreise führen.